Von Patrick Zehnder, Co-Projektleiter und Autor
Die soziale Bewegung von «1968» erreichte mit wenig Verspätung auch die Aargauer Dörfer. Hippies machten sich in alten Bauernhäusern breit. Blumenkinder trafen sich mit Gitarre und Proviant auf abgelegenen Waldwiesen, an Weihern und Flussufern.
In manchen Ortschaften machte sich auch der politische Flügel der «68er» bemerkbar – so in Würenlingen. Der Lokalhistoriker und Grossrat Fritz Meier (1936 – 1992) schrieb dazu in seinem 1980 veröffentlichten Buch «Im Schatten des Eichenzweigs: Ein Dorf wie Würenlingen» über den jugendlichen Protest (Seite 197): «Auf der Rechten kämpfte Herbert Meier mit viel Mut und Zähigkeit mit seiner Zeitschrift «Abendland» (das kämpferische Blatt hat überlebt und gilt in der konservativen Mitte als arriviert), eher auf der Halblinken focht «Das Junge Würenlingen» und brachte Sergius Golowin, den bedeutenden Kenner der Volkskultur, auf die Würenlinger Szene: Die Aula war zum Bersten voll. Die Köpfe wurden heiss, doch die Auseinandersetzung blieb auf dem geistigen Feld. Man konnte die Jugendrevolte als Konflikt zwischen den Generationen im Verlaufe eines allgemeinen Wandels sehen. Oder man mochte sie als Begleiterscheinung der sogenannten Bildungsexplosion verstehen, die die jugendlichen Ansprüche an die Gesellschaft erhöhte. Das Interesse der Jungen für die Problematik der Entwicklungshilfe war so stark wie kaum je danach. Das Engagement der jungen Generation war nicht unbedeutend: Es war durchaus imstande, in der dörflichen Gesellschaft als Meinungskorrektiv zu wirken.»