Wenn die Atombombe fällt

Von Patrick Zehnder, Autor und Co-Projektleiter

 

1962 befand sich der «Kalte Krieg» auf einem Höhepunkt. Im Oktober desselben Jahres kulminierte der Ost-West-Konflikt in der Kubakrise und führte die Welt an den Rand einer atomaren Auseinandersetzung. Landauf und landab erschienen in Zeitungen «Anweisungen über das Verhalten bei einem Atomangriff», so im Bremgarter Bezirksanzeiger vom 13. Februar 1962 unter dem Titel «Wenn die Bombe fällt».Im halbseitigen Artikel wird eingangs festgehalten «Du musst darum bei einer Atomexplosion augenblicklich Deckung nehmen, wenn möglich unter der ebenen Erde, in einem Graben, an einer Wand usw., damit Du der Gefahr entgehst, von umherfliegenden Gegenständen getroffen oder vom Windstrom mitgerissen zu werden.»

 

Darauf erklärt die Regionalzeitung, was radioaktive Strahlung ist, wie sie wirkt und den Unterschied zwischen Luft- und Bodenzündung einer Atombombe. Zum Schluss empfiehlt man folgende Vorbereitungen:

«Du weisst nicht, wann und wo die Atombombe abgeworfen wird. Solange keine Evakuationen angeordnet werden, bleibe am Ort. Du bist zu Hause in der vertrauten Umgebung sicherer als auf der Landstrasse. Wenn Dir gesagt wird oder wenn Du zum Schlusse kommst, dass mit einem Kernwaffenangriff zu rechnen ist, ergreife folgende Schutzmassnahmen:

1. Verschaffe Dir möglichst guten Schutz gegen Hitzestrahlung: Bedecke von Deinem Körper soviel wie möglich. Trage eine Kopfbedeckung und Handschuhe. Sorge dafür, dass auch Gesicht und Hals gegen die Strahlung geschützt sind, was mit einem Stück Stoff, einem Handtuch oder ähnlichem zu machen ist. Befindest Du Dich unter einem Dach oder im Schutzraum, brauchst Du Dich nicht besonders zu schützen.

2. Trage wenn möglich eine Gasmaske bei Dir.

3. Sei Dir stets klar darüber, wie und wo Du Dich bei einer Explosion momentan in Deckung werfen kannst.

4. Halte Dich wenn immer möglich in Deckung, wenn Du ruhst.

5. Fährst Du mit dem Auto, dann lasse die Fenster offen.

6. Bereite Deinen Schutzraum vor, indem Du ihn mit Wasser und Lebensmitteln für ca. 4 Tage ausrüstest.»

(Bremgarter Bezirksanzeiger vom 13. Februar 1962, S. 2.)

 

Kirchlich-pazifistische Kreise hatten die Atomwaffenverbots-Initiative lanciert, die mit 65 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt wurde. Vier Stände nahmen am 1. April 1962 die Vorlage an: Tessin, Waadt, Neuenburg und Genf. Der Aargau verwarf mit einem Nein-Anteil von 71,2 Prozent. In Würenlingen forschte man mit dem Versuchsreaktor Diorit an einem eigenen Schweizer Atomwaffenprogramm. Das Nein-Inserat aus der Freiämter Zeitung vom 27. März 1962 ist im Zusammenhang mit diesem Abstimmungskampf zu verstehen.

Wiederum aus dem Bremgarter Bezirksanzeiger, nämlich vom 20. November 1962, stammt ein bebilderter Beitrag unter dem Titel «Angst aus Unkenntnis – Welche Wirkung haben Atomwaffen?».

Bremgarten Bezirksanzeiger, 13. Februar 1962

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Freiämter Zeitung, 27. März 1962

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Bremgarter Bezirksanzeiger, 20. November 1962

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